Ad-hoc-Laden etabliert sich erst langsam

NEWS / 12.01.2024

Ad-hoc-Laden etabliert sich erst langsam

Wer dachte, dass mit der Einführung des Ad-hoc-Ladens an öffentlichen Ladestationen der Markt für vertragsgebundenes Laden einbricht, liegt falsch. Entgegen den Erwartungen der Branche bevorzugen E-Auto-Fahrende in der DACH-Region noch immer vertragsgebundene Ladedienste. Dies zeigt eine Studie von UScale.

Im Durchschnitt nutzt jeder E-Auto-Fahrende über drei Ladestrom-Anbieter aktiv. Um die Kunden an der Ladesäule kämpfen inzwischen nicht nur Energieanbieter, sondern Fahrzeughersteller, Ladesäulenbetreiber, Mineralölanbieter, Einzelhändler u.a. Im Vergleich zum Vorjahr konnten vor allen Fahrzeughersteller ihre Position kräftig ausbauen.

Welche Ladestromangebote nutzen E-Auto-Fahrende? Und welches Angebot überzeugt am meisten? Das fragte das Marktforschungsunternehmen UScale aus Stuttgart in seiner Ladeservice-Anbieter- bzw. eMSP-Studie 2023. Vorneweg: Öffentliches Laden spielt eine wesentliche Rolle. Im Mittel werden 37% des Ladestroms (halb)öffentlich geladen (Seite 4 des Presse-Handouts anbei). Anders als beim Tanken können E-Auto-Fahrende unabhängig vom Betreiber der Ladesäule frei wählen, von welchem Anbieter sie den Strom an der Ladesäule kaufen. Sie verlassen sich dabei selten auf nur eine Option, sondern schließen Verträge mit mehreren Anbietern ab. Im Durchschnitt nutzen E-Auto-Fahrende, die öffentlich laden, 3,2 Anbieter aktiv.

Unter den öffentlichen Ladestromanbietern zeigt die Studie zwei klare Sieger: EnBW mobility+ und sein Partnerangebot ADAC eCharge verloren Marktanteile, sind mit 33% Marktanteil aber immer noch meistgenutzter Anbieter im deutschsprachigen Raum. Die Fahrzeughersteller konnten ihren Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern und kommen nun zusammen auf einen Marktanteil von 32%. Die übrigen 35% des Marktes teilen sich alle anderen Energieversorger, Lade-Roaming-Anbieter, Ladesäulenbetreiber, Einzelhändler, Mineralölgesellschaften u.a.

Im Markt der Ladestromanbieter für (halb)öffentliches Laden tummelt sich eine Vielzahl an Anbietern. Experten schätzen die Liste der Anbieter allein in Deutschland auf über 1.000. Langfristig wird das Marktvolumen für Pkw-Ladestrom im öffentlichen Bereich in Deutschland auf rund € 20 Mrd. pro Jahr geschätzt. Es geht also um viel Geld. Mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur und dem erwarteten Markteintritt weiterer Anbieter wird der Wettbewerb um die Ladekunden in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Ziel der Ladestromanbieter ist es, in dem noch jungen Markt die richtige Kombination aus Abdeckung, Komfort und Preis zu finden und so Kunden zu binden.

Die wichtigsten Gründe für die Wahl des präferierten eMSP (e-Mobility-Service-Provider)-Angebots waren im zurückliegenden Jahr die Netzabdeckung im Inland, die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Ladeangebots sowie der günstigste DC-Schnellladetarif. Trotz der deutlich gestiegenen Strompreise war die Wechselbereitschaft der Nutzenden vergleichsweise gering: Nur 21% wechselten ihren Anbieter. Die deutlichen Preissteigerungen im Studienjahr hatten dabei den größten Einfluss auf die Wechselentscheidung: 70% der Wechsler begründen den Wechsel mit den hohen DC-Tarifen.

Geht es um die Autorisierung und das Bezahlen an der Ladesäule vor Ort, dominiert die Ladekarte bzw. der Ladechip. Der Anteil der E-Auto-Fahrenden, der seinen Ladestrom ad-hoc, d.h. ohne Vertragsbindung lädt, beträgt bislang nur 2%. Auf Nachfrage zeigen sich zahlreiche Gründe für die geringe Ad-hoc-Nutzung. Die größte Barriere ist der meist höhere kWh-Preis gefolgt von noch mangelnder Verfügbarkeit der Bezahlmethode und der fehlenden Transparenz zu Preisen und Ladehistorie. Beim Ad-hoc-Zahlen mit dem Smartphone kommen noch Probleme mit der unvollständigen Netzabdeckung in Deutschland und technische Probleme dazu. Bedenken zum Datenschutz spielen hingegen keine nennenswerte Rolle.

UScale hat im August 2023 insgesamt 2.758 E-Auto-Fahrende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz online nach ihren Nutzungsgewohnheiten zum Stromladen befragt. Die Studie wird seit 5 Jahren jährlich durchgeführt, um den Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland zu begleiten und Trends aufzuzeigen. (pd/ml)

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