Hyundais Hingucker
Dass sich so viele Passanten nach einem Auto umdrehen wie nach dem Ioniq 5, schaffen sonst nur Hypercars von Koenigsegg oder Pagani. Und dabei hört man den elektrischen Hyundai nicht mal kommen.
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Der Hyundai Ioniq fällt auf. Mit seinen schrägen Linien, etwa dem auffälligen Knick in den Türen, oder den quadratischen Elementen wie den Scheinwerfern oder den Pixel-Heckleuchten, wirkt das Elektromobil, als käme es aus einem Comic. So erstaunt es doch, dass die Unterstatement liebenden Schweizerinnen und Schweizer dermassen auf den Koreaner abfahren. Alleine im Januar wurden 117 Ioniq 5 neu zugelassen, am drittmeisten in der Elektro-Verkaufshitparade hinter Audi Q4 und Skoda Enyaq und weit vor VW ID.3 und ID.4.
Durch die verspielte Optik, wirkt der Hyundai auf den ersten Blick kompakt wie ein Mini. Mit 4,64 Metern Länge, 1,89 Metern Breite und dem gigantischen Radstand von 3 Metern ist der Ioniq 5 aber viel grösser. Das schafft im - im Vergleich zum Exterieur konventionell gestalteten Interieur - fürstliche Platzverhältnisse. Weil der die Füsse störende Kardantunnel entfällt und sich die Fondsitzbank längs verschieben lässt, gibt es entweder Beinfreiheit wie in einer Stretch-Limousine oder knapp 1600 Liter Kofferraum.
Bedient wird der Elektro-Hyundai mit einem Mix aus Touchscreens und immer noch sehr viel konventionellen Tasten und Schaltern. Das ist eigentlich nichts schlechtes, doch ohne das Studium des buchdicken Manuals und viel Übung verliert man sich in den zahlreichen Funktionen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Klimaanlage: Temperatur und Einstellungen lassen sich an einem Touch-Bedienfeld einfach wählen. Doch für die Sitz- und Lenkradheizung muss man ins Untermenu auf dem zentralen Touchscreen - ausser man kennt den Trick im Klima-Touchfeld auf «Warmer» zu drücken und so die Zusatzheizer einfach ein- oder auszuschalten.
Kompliziert ist auch die Bedienung der Fahrassistenzsysteme. Sind zwar immer alle beim Fahrzeugstart aktiviert, also müsste man eigentlich gar nichts machen. Doch vor allem der Spurhalteassistent ist sehr empfindlich und greift sofort lenkend ein, auch wenn sich der Wagen noch weit von der Fahrbahnbegrenzung entfernt befindet. Er lässt sich aber leider nur im gefühlt 10. Untermenu am zentralen Touchscreen ausschalten.
Für Vortrieb sorgen zwei Elektroaggregate, je eines vorne und eines hinten, mit zusammen 305 PS und 605 Nm Drehmoment. Trotz der schieren Kraft ist der Ioniq 5 kein Drag-Racer wie etwa der Tesla. 5,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 ist aber alles andere als langsam. Der Hyundai fährt souverän und trotz zwei Tonnen Gewicht recht sparsam. Im Test erreichten wir einen Durchschnittsverbrauch von gut 20 kWh pro 100 km, was beim 72,6 kWh-Akku knapp 380 km Reichweite bedeutet. Ein voll alltagstauglicher Wert, zudem winterliche Temperaturen herrschten.
Geladen werden kann der Hyundai Ioniq 5 dank der 800-Volt-Technik mit bis zu 220 kW Leistung. Im Idealfall würde sich die Batteriekapazität so in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent erhöhen lassen. In der Realität dauert das aber meist länger, weil nicht so viel Ladepower zur Verfügung steht. Aber 200 km Reichweite in einer halben Stunde am Schnelllader liegen fast immer drin.
Die Preise des Hyundai Ioniq 5 starten bei 46'400 Franken für das Basismodell in der Basisausstattung «Origo» mit Zweiradantrieb, nur einem Motor und 170 PS. Für den getesteten, zweimotorigen Allradler werden mindestens 53'900 Franken fällig. (mb)