Vergleichstest: Mini Cooper SE, Renault Zoe & Skoda Citigo

Das Jahr 2020 steht ganz im Zeichen der E-Mobilität. Nicht zuletzt die 95-Gramm-Regelung – liegt der Durchschnitt der verkauften Autos eines Herstellers darüber, drohen Strafzahlungen – sollte den Elektroautos zum Durchbruch verhelfen. Und so kamen beziehungsweise kommen heuer gleich einige interessante Fahrzeuge auf den Markt, die meisten davon im Klein- und Kompaktsegment. Während etwa der Honda e oder der Fiat 500e noch in den Startlöchern stehen, sind andere schon auf der Straße angekommen. Eins gleich vorweg, die drei Testautos sind nicht zuletzt auch preislich – den Škoda Citigo-e iV gibt es (sämtliche Preise im Vergleich sind brutto) ab 21.350, den Renault Zoe Z.E. 40 ab 30.390 und den Mini Cooper SE ab 32.950 Euro – in anderen Sphären unterwegs, um einen einheitlichen Maßstab für einen klassischen Vergleichstest anzusetzen. Wir wollen vielmehr zeigen, wie groß die aktuelle Bandbreite aktuell ist und welches Auto welchen Ansprüchen genügt.

Höchst unterschiedliches Trio

Und so haben wir uns entschieden, den Spitzenreiter im Segment – den 2019 umfangreich upgedateten Renault Zoe – mit dem Preisbrecher Škoda Citigo-e iV und dem ohne Frage coolsten Vertreter der kompakten Stromer, den Mini Cooper SE, näher anzusehen. Apropos ansehen, rein optisch ist der Renault Zoe das eigenständigste Auto, in dieser Karosserie wird bei den Franzosen kein klassischer Verbrenner angeboten. Mauerblümchen in diesem Trio ist trotz knallig blauer Farbe der Škoda Citigo-e iV. Der Tscheche wurde bis dato in einer Benzin-Variante angeboten – baugleich mit VW up! und Seat Mii –, diese wurde nun nahtlos von der Elektro-Version abgelöst. Selbiges gilt auch für die anderen beiden Modelle des VW-Konzern-Triumvirats. Die Karosserie des Mini kennt man ebenso von den konventionell betriebenen Modellen, als Cooper SE weist er mit gelben Akzenten und einem ungewohnt asymmetrischen Felgendesign (der ursprünglich dafür vorgesehene Name „Corona“ wurde verworfen …) auf die Elektrifizierung aufmerksam. Diese Insignien sind aber nicht verpflichtend und so kann der jüngste Sprössling der BMW-Tochter auch quasi im Tarnanzug bestellt werden.

Platzwunder Citigo-e

Werfen wir einen Blick auf die Abmessungen der drei Testprobanden. Mit einer Länge von 3,6 Metern ist der Citigo-e ultrakompakt, der Mini misst um über 20 Zentimeter mehr, der Zoe ist mit knapp 4,1 Metern sogar beinahe einen halben Meter länger. Wer die Außenabmessungen auf die Platzverhältnisse im Innenraum umlegt, der irrt allerdings. Zwar ist das Platzangebot im Zoe wenig überraschend am besten – der Franzose ist als einziger auch für fünf Personen zugelassen –, dahinter folgt aber nicht etwa der Mini, sondern vielmehr der Škoda. Der auch auf der Rücksitzbank erstaunlich viel Bein- und Kopffreiheit bietet. Der Mini ist nicht zuletzt aufgrund der Auslegung als Dreitürer nicht ganz so praktisch, zudem geht die Beinfreiheit in Reihe zwei hinter großen Vorderleuten gegen Null. Aber hey, im Mini sitzen normalerweise zwei coole Leute und keine ganze Familie. Beim Kofferraumvolumen bietet ebenfalls der Zoe mit 338 bis 1.225 Litern klar am meisten, abermals folgt der Škoda mit 250 bis 923 Litern vor dem Mini mit 211 bis 731 Litern. Womit klar ist, dass nicht jedes Auto allen Anforderungen gewachsen ist.

Ähnliche Norm-Reichweiten

Das ist bei konventionell angetriebenen Autos freilich auch nicht anders und so widmen wir uns lieber den elektro-spezifischen Dingen. Als Gemeinsamkeit verfügen alle drei Autos über Vorderradantrieb, auch der Mini bleibt dem Konzept treu, obwohl viele Komponenten wie Motor und Batterie aus dem heckgetriebenen BMW i3s stammen. Beginnen wir beim Škoda, der verfügt über einen Akku mit einer Netto-Kapazität von 32,3 kWh und einer Reichweite nach WLTP von 265 Kilometern. Die Batterie des Mini liefert 28,9 kWh und eine WLTP-Reichweite von 270 Kilo­metern, beim Renault sind es im Grund­modell 41 kWh für 316 Kilometer.

Wir wollten freilich auch herausfinden, wie weit die Verbrauchswerte in der Praxis ihre Gültigkeit haben und sind unsere bewährte Testrunde für E-Autos gefahren. Diese ist 50 Kilometer lang und beinhaltet Stadtverkehr ebenso wie Überlandstraßen und Autobahn. Gefahren wurde dabei die maximal erlaubten Geschwindigkeiten laut Tacho, Klimaanlage auf 23 Grad. Das Wetter hat es dabei gut gemeint mit den drei Stromern, bei Außentemperaturen um die 20 Grad war weder viel Heizen noch Kühlen nötig, der Idealfall für ein E-Auto. Im Winter können diese Werte um 30 bis 50 Prozent abweichen, auch das wollen wir nicht unerwähnt lassen.

WLTP-Zyklus unterboten

Zurück am Start wurden zunächst einmal die vom Bordcomputer ermittelten Werte abgelesen. 10,2 kWh genehmigte sich der Škoda Citigo-e iV, 11,3 kWh der Mini Cooper SE und 12,2 kWh der Renault Zoe. Womit alle drei Testautos deutlich unter den WLTP-Werten lagen. Dass der Zoe noch Winterreifen montiert hatte, dürfte durch den höheren Rollwiderstand zumindest das ein oder andere Zehntel gekostet haben. Allerdings muss man auch Faktoren wie den Ladeverlust addieren und so haben wir die drei Autos im Anschluss an die Testfahrt wieder auf 100 Prozent Batteriekapazität geladen. Das Bild sieht hier etwas anders aus. Hochgerechnet auf 100 Kilometer hat der Citigo-e 12,4 kWh gezapft, der Mini 13,0 kWh und der Renault 15,8 kWh. Was Kosten auf 100 Kilometer von 2,48 beziehungsweise 2,6 und 3,16 Euro bedeutet, bei einem Strompreis von 20 Cent pro kWh. Und wie sieht es nun mit der Reichweite aus? Der Renault Zoe käme rund 260 Kilometer mit dem 41-kWh-Akku (330 km mit dem 52er-Akku), der Škoda Citigo-e iV starke 316 Kilometer und der Mini Cooper SE 256 Kilometer. Beim Fahrspaß hat der Mini die Nase freilich ganz weit vorn. Das Gokart-ähnliche Fahrverhalten ist durch den niedrigeren Schwerpunkt zumindest subjektiv noch direkter, die Beschleunigung genial.

Nach nur 7,3 Sekunden sind die 100 km/h erreicht, da können Zoe (11,4 s) und Citigo-e (12,3 s) nicht annähernd mithalten. Spritzig sind aber alle drei Autos, auch die in zumindest zwei Stufen einstellbare Rekuperation weiß zu gefallen. Nimmt man den Fuß vom Fahrpedal, wird der Motor zum Generator und speist die Energie zurück in den Akku. Einzig der Mini verfügt über ein echtes One-Pedal-Feeling, wer den Dreh heraus hat, kann etwa an der Ampel ohne Nutzung des Bremspedals stehenbleiben.

Kurze Ladezeiten

Unterschiede gibt es auch beim Laden der Fahrzeuge, die Werte für AC-Laden beziehen sich dabei auf 100 Prozent, die DC-Werte auf das Laden bis 80 Prozent. Der Citigo-e lässt sich dreiphasig bis zu elf kW und am Schnelllader mit maximal 40 kW mit Strom befüllen, was in rund 3,5 beziehungsweise einer Stunde erledigt ist. Der Renault Zoe schafft sogar 22 kW an der AC-Wallbox und 50 kW am DC-Lader, was knapp drei Stunden beziehungsweise 50 Minuten dauert. Last but not least der Mini, auch er kann ähnlich wie der Škoda mit elf kW Wechselstrom beziehungsweise 50 kW Gleichstrom geladen werden und benötigt rund 3,5 Stunden beziehungsweise 35 Minuten. Bei allen drei Autos lässt sich der Ladezustand übrigens per App verfolgen, auch die Klimatisierung – Heizung und Kühlung – kann dort aktiviert und programmiert werden.

Boni und Förderungen lassen die Preise schmelzen

Abschließend noch einmal der Blick auf den Preis. Dass der Mini Cooper SE über die im Vergleich beste Serien­ausstattung verfügt und Dinge wie ein Navigationssystem, Alufelgen oder LED-Scheinwerfer ohne Aufpreis an Bord hat, überrascht und relativiert den Preis von brutto 32.950 Euro noch einmal. Die 21.350 Euro des Škoda sind ohnedies unschlagbar, dank der aktuellen Aktion von Renault – zu den 3.300 Euro Förderung kommen weitere 3.300 Euro Bonus – liegt der Zoe mit 26.790 Euro ziemlich genau in der Mitte der drei Testautos. Bei Škoda und Mini kommen bei entsprechendem Förderanspruch ebenso 3.300 Euro weg, spätestens dann werden die E-Autos für Firmen richtig interessant.

Das Resümee  

So unterschiedlich die drei Autos, so unterschiedlich auch deren Zielgruppen. Mit dem Škoda Citigo-e iV (und den Derivaten VW e-up! und Seat Mii electric) bekommt man für verhältnismäßig kleines Geld ein Elektroauto mit überraschend erwachsener Reichweite und großem Fahrspaß. Im Hinblick auf die Aus­stattung muss man Abstriche machen, was bei dem Preis aber auch okay ist.

Der Renault Zoe ist in unterschiedlichen Ausstattungen und Batterie­größen zu haben, wer den Kaufpreis senken will, kann den Akku auch mieten. Die zweite Generation des Zoe wirkt qualitativ deutlich hochwertiger, bietet modernes Infotainment und viel Platz.

Der Mini ist überraschend scharf kalkuliert und wartet mit einer umfangreichen Serienausstattung auf. Die Ausstattungspakete sind zwar preislich von Vorteil, allerdings so unflexibel geschnürt, dass es etwa bestimmte Farben und Felgen nur mit dem teuersten Paket gibt, auch wenn man den Rest der Ausstattung gar nicht benötigt. Die Mini-typische Individualität bleibt somit etwas auf der Strecke. Ganz weit vorn hat der Mini die Nase beim Fahrspaß, hier kann ihm im Kleinwagen-Segment auch kein anderes Auto das Wasser reichen, nicht einmal der technisch verwandte BMW i3.

 

PRO & CONTRA:

Mini Cooper SE
+ Fahrspaß pur 
+ attraktiver Preis  
+ umfangreiche Serienausstattung   
 –  eingeschränkte Individualisierung

Renault Zoe R110 Z.E. 40
+ Platzangebot für Passagiere und Gepäck 
+ 22-kW-Laden  
+ Mietmöglichkeit der Batterie und damit niedrigerer Kaufpreis  
–  relativ hoher Ladeverlust

Škoda Citigo-e iv
+ sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ hohe Reichweite 
+ spritzig im Antritt  
 –  eher magere Ausstattung

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