Den Vogel abgeschossen
Skoda greift erstmals auf den «Modularen Elektrifizierungsbaukasten» des Volkswagenkonzerns zu und legt mit dem Enyaq iV das neue E-Flaggschiff der Tschechen auf. Dabei ist der Enyaq iV weit mehr als ein Klon seines Wolfsburger Bruders iD.4.
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VW durfte vorpreschen, nun ist Skoda an der Reihe, sich beim Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) aus dem Volkswagen Konzern zu bedienen. Das Resultat: Der Enyaq iV, hergeleitet aus dem keltischen Begriff «Enya» (übersetzt: Quell des Lebens). Klingt fantasievoller als ID.4. – und sieht auch anders aus als der VW Zwilling. Wem der Enyaq iV nicht gefällt, darf sich damit trösten, dass die Tschechen auf der gleichen Basis bereits ein Coupé vorbereiten, das 2022 auf den Markt kommen soll.
Grösser und geräumiger als der VW ID.4
Wobei unser Testwagen mit den 21-Zoll Riesenrädern bei Passanten gut ankam. Ein weiteres Highlight wäre das sogenannte Chrystal Face, wie Skoda den optionalen beleuchtbaren Grill nennt. Ob sich die 2010 Franken extra dafür lohnen, darüber lässt sich streiten.
Unbestritten ist, dass der Enyaq iV den ID.4 nicht nur in der Länge (4,65m) um fünf Zentimeter überragt, sondern auch beim Kofferraumvolumen (585 bis 1710 statt 543 bis 1575 Liter) hinter sich lässt. Dank dem XXL-Radstand von 2,77 reist nicht nur das Gepäck, sondern auch die zweite Reihe beinahe auf Superb-Niveau. Wobei zwischen dem altbewährten Flaggschiff und dem Neuling insbesondere im Interior gefühlt Welten liegen. Der skodatypische schwarze Kunstoff-trauerfloor weicht farbenfrohen und natürlichen Produkten: Neben Fasern von Zuckerrüben, recycelten PET-Flaschen und aufbereiteten Textilien bietet der ENYAQ iV Sitzbezüge aus natürlicher Schurwolle.
XXL-Infotainment und Mini-Digitalcockpit
Nicht zu übersehen ist neben den hochwertigen Materialen und dem bombastischen Raumgefühl auch der optianale 13-Zoll Infotainment Bildschirm (Basis 10 Zoll). Besser als beim glattrasierten ID.4 gefiel uns dabei, dass im Enyaq iV die wichtigsten Knöpfe erhalten bleiben.
Etwas mickrig viel hingegen das Digitalcockpit aus, welches lediglich 5,3-Zoll aufweist. Die wichtigsten Infos werden aber ohnehin via Head-up-Display mit Augmented Reality in die Frontscheibe projiziert. Das «Kopf-hoch System» ist optional, der Mini-Bildschirm zwingt einem aber quasi zum Kauf.
Zwei Batteriegrössen und drei Leistungsstufen
In der Schweiz ist der Enyaq iV mit zwei Batteriegrössen (58 und 77) kWh), drei Leistungsstufen (180 PS, 204 PS und 265 PS) sowie als Heck- oder Allradantrieb erhältlich. Frei kombinieren kann der Kunde leider nicht: Die kleine Batterie gibt’s nur mit dem schwächsten Motor, wer 4x4 will, muss auch die stärkste Motorisierung nehmen. Wir wählten den mittleren Motor, der stets mit Heckantrieb sowie 80 kWh Batterie anrollt und es am weitesten bringen soll: 521 km gemäss WLTP, in unserem Test waren es je nach Strecke 350 bis 450 km.
Was während der Fahrt auffällt: Der Start erfolgt flott, die 100 km/h ist nach 8,7 Sekunden erreicht, von da an wird’s zäher, wobei die Höchstgeschwindigkeit ohnehin auf 160 km/h begrenzt ist. Leider lässt sich der Enyaq iV analog dem ID.4 kein «one Pedal Driving» zu, bietet aber zumindest drei Rekuperationsstufen (beim iD.4 sind es zwei)
Ladeleistung von bis zu 125 kW
Geladen wird der Enyaq iV mit einer Ladeleistung von bis zu 125 kW. So kann die von uns getestete Battere in 38 Minuten von 5 auf 80 Prozent werden. An der heimischen Wallbox mit 11 kW dauert der Ladevorgang rund acht Stunden.
Zur Sicherheit sind 9 Air Bags und optional sämtliche erhältliche Assistenzsysteme von Skoda mit an Bord. Schief gehen dürfte beim Enyaq iV ohnehin kaum etwas, denn auch die Preise sind moderat: Los geht’s bei 42'590 Franken (iV60 mit 180 PS), unseren Textwagen (iV80 mit 204 PS) gibt’s ab 47'590 Franken, die Topversion mit Allrad (iV80x mit 265 PS) kostet Minimum 50'250 Franken. Wir finden: der Skoda Enyaq iV macht dem Skoda-Logo (bestehend aus Pfeil und Feder) alle Ehre und schiesst den Vogel ab. (rk)