Der sanfte «R»iese

Leistung ist ja an sich nichts Negatives. Wenn man aber bedenkt, dass die bisherigen R-Modelle von VW voll auf Sport getrimmt waren, mag das etwas irritieren. Optisch ist der neue Top-Touareg allerdings sportlich: In auffälligem Lapiz Blue Metallic lackiert, dank Luftfederung per Knopfdruck tiefergelegt und mit schwarzen 22-Zoll-Rädern sowie schwarzem Kühlergrill bestückt, wirkt das 4,88 m lange und 1,98 m breite Dickschiff erstaunlich dynamisch.

Mit 462 PS Systemleistung (340 PS vom V6-Turbobenziner, 136 PS vom E-Motor) und 700 Nm Drehmoment sind natürlich auch die Fahrleistungen sportlich – trotz 2,6 Tonnen Leergewicht. Bei Bleifuss legen sich beide Aggregate voll ins Zeug, es drückt einen vehement in die Sitze und Tempo 100 ist nach nur 5,1 Sekunden erreicht. Auf zügigen Kurvenfahrten kann der Touareg R sein Gewicht allerdings nicht mehr kaschieren und reagiert eher verzögert auf Lenkbefehle. Die Fahrassistenten verhindern aber schlimmeres.

Auch das lautlose Losfahren vermittelt nicht wirklich Sportlichkeit. Dass der Touareg R immer im E-Modus startet, freut jedoch Nachbarn und Portemonnaie. Denn wer konsequent vollelektrisch fährt – im Test schaffte der VW alltagstaugliche 45 km -, und ihn fleissig ans Kabel hängt, kommt mit dem WLTP-Werksverbrauch von 3,3l/100 km durch. Im Test konnten wir allerdings nicht regelmässig laden, der Verbrenner musste öfter mithelfen. Der Bordcomputer zeigte aber auch so nur 5,5 Liter an, was für ein Auto dieser Grösse ein Topwert ist. Geladen werden kann der 17,9 kWh-Akku übrigens per Haushaltsteckdose in gegen acht Stunden. An der Wallbox dauert der Ladevorgang etwa 2,5 Stunden. Eine Schnellladefunktion für das Zwischenladen unterwegs gibt es leider nicht.

Elektrisch fahren macht aber durchaus Spass – auch weil der E-Motor kein Problem mit dem hohen Gewicht hat. Zu dieser eher entspannten Art der Fortbewegung passt das komfortable Fahrwerks-Set-up. Trotz der riesigen Räder schwebt der Touareg R förmlich über dem Asphalt. Auch das Interieur bietet mehr Komfort als Sport. Die Annehmlichkeiten im Testwagen, wie unter anderem Massagesitze, Sitzheizung hinten, Lederausstattung, Dynaudio-Soundanlage und Head-up Display kosten allerdings extra. So steigt der Preis des VW Touareg R von 93'600 auf deutlich über 100'000 Franken. (mb)