Elektrisiert der Hipster Bus?

Elektrisiert der Hipster Bus?

Mit dem ID. Buzz legt VW Ende Jahr den elektrischen Nachfolger des Bulli auf. Kann die erste E-Grossraumlimousine aus Wolfsburg an den Erfolg der rollenden Reise-Ikone anknüpfen? Wir durften bereits eine Runde durch Kopenhagen drehen.

Vorhang auf für den ID. Buzz! Fünf Jahre nachdem die erste Studie «gluschtig» machte, lässt uns VW endlich ans Steuer ihrer langerwarteten elektrischen Grossraumlimousine. Erster Eindruck: knuffig! Pate stand natürlich der Bulli. Süsse Stupsnase, kurze Überhänge, Zweifarblackierung, grosses Logo und Heckantrieb sind nur einige der Reminiszenzen an den legendären Urahn.

Zweiter Eindruck: kleiner als gedacht. Tatsächlich ist der ID. Buzz mit einer Länge von 4.71 Meter deutlich kürzer als die Multivans T6 und T7. Entsprechend gibt’s nur Platz gibt’s nur für fünf Personen und 1121 Liter Gepäck. Die Rückbank lässt sich 15 Zentimeter verschieben und umklappen (max. Kofferraumvolumen 2205 Liter), aber leider nicht komplett ausbauen. Kommunen dürfen die Kollekte trotzdem zirkulieren lassen: Nächstes Jahr folgt eine Langversion für sieben Personen sowie Allradantrieb.

Friede, Freude, Eierkuchen?
Bei Hipstern und Hippies ohne Anhang sollen die verwendeten Recycling-Materialien, der Verzicht auf tierische Materialien und die bilanziell CO2-neutralen Herstellung bereits jetzt für Friede, Freude, Eierkuchen sorgen. Letzterer kann im ID. Buzz zubereitet werden. Camper «Add on’s» wie Matratze oder ausziehbare Küche sind fix, eine echte California-Version steht hingegen in den Sternen. Sterngucker im Fond werden ein optionales Glasdach vermissen. Vorne sind das Raumgefühl und die Übersicht dank der XXL-Scheiben und mini A-Säulen bombastisch.

Nette Details wie Elemente in Wagenfarbe oder eingeprägte Smileys auf der Türinnenseite, sorgen für Überraschungen. Die Hardware in Form des Digital Cockpit“ mit 5,3 Zoll Screen-Diagonale) und dem 10-Zoll Infotainmentsystem ist hingegen aus der ID. Familie bekannt. Der E-Bulli ist up to date, keine Frage. Vom Retro-Charm ist innen daher wenig übriggeblieben.

Der Buzz lernt – der Materialwart nicht
Deshalb gönnen wir uns eine Aufwärmrunde im Ur-Bulli, wo uns neben den eigenen Fahrkünsten höchstens ein Schutzengel beisteht. Im ID Buzz informiert „Car2X“ selbst über unsichtbare Gefahren wie den Staubeginn hinter einer Kurve. Auch beim Ausweichen, Abbiegen, Notbremsen, Spurhalten oder Parkieren gibt’s serienmässige Unterstützung. Cool: Bis zu fünf Parkplätze können neu abgespeichert werden. Sobald sich der ID. Buzz in deren Nähe befindet, wird man autonom in die Lücke kutschiert.

Dank Schwarmdaten und «over the air Updates» lernt der E-Bulli laufend hinzu. Nichts gelernt hat der VW-Materialwart. Wie bei den beiden anderen ID. Mitgliedern ist auch im ID. Buzz der Hartplastikanteil (zu) hoch. Meist wirken die Kunststoffteile nur auf den ersten Blick weich und geschäumt. In der ebenfalls erhältlichen Cargo-Version mag dieser Umstand als «pflegeleicht» durchgehen. Für die PW-Version «ID. Buzz Pro», hätten wir uns mehr Liebe erhofft.

Massenmagnet mit XXL-Akku
Herzlich waren die Sympathiebekundungen der Passanten bei unserer Fahrt durch Kopenhagen. Wo wir in Dänemarks Hauptstadt auch Halt machten, der VW ID. Buzz kommt an. Dafür sorgt neben der Optik ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 77 kWh (82 kWh brutto). Dieser treibt die 204 PS und 310 Nm starke E-Maschine an. Der grösste Akku in der VW-Historie besitzt mit bis zu 170 kW auch die grösste Ladeleistung. An einer DC-Schnellladesäule ist die Batterie von 5 bis 80 Prozent bei maximaler Ladeleistung nach rund 30 Minuten wieder aufgeladen. Das besagen die technischen Daten, wie auch die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h. Die Reichweite gemäss WLTP beträgt bis zu 423 Kilometer.

Und in der Praxis? Dort dürfte es für 300 bis 350 Kilometer reichen. Was am Steuer auffällt: Der ID. Buzz fährt sich trotz seiner Grüsse und 2,3 Tonnen Leergewicht unerwartet leichtfüssig und wendig. Der Turnaround sucht mit 11,1 Metern in der Grossraumlimousinen-Gilde seinesgleichen. Vergeblich gesucht haben wir Paddels fürs Einstellen der Rekuperationsstufen. Beim Umschalten der Fahrstufe von «D» auf «B» wird der ID. Buzz durch das Loslassen des Schubpedals lediglich dezent abgebremst.

Riesen-Run auf den VW ID. Buzz
Gas geben sollten Interessierte. Trotz des stattlichen Basispreises von 67'860 Franken (Cargo ab 59'634 Franken) geht der ID. Buzz weg wie warme Weggli: Rund 1000 Bestellungen trafen bereits bei Volkswagen Schweiz ein. Die ersten Modelle werden Ende 2022 ausgeliefert. Wer heute einen VW ID. Buzz bestellt, wird sich bis Sommer 2023 gedulden müssen. (rk)

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