Mercedes-AMG EQE: erste Fahrt im 628-PS-Boliden

Mercedes-AMG EQE: erste Fahrt im 628-PS-Boliden

Mercedes-AMG nimmt sich dem EQE an und verhilft der rein elektrischen Limousine als EQE 53 4matic+ und EQE 43 4matic zu eindrucksvollen Fahrleistungen. electricWOW hat den schnellsten Stromer mit Stern an dessen Fahrpremiere getestet. 

Text: Fabio Simeon

Die Verlautbarung von Mercedes-Benz, eine elektrische Zukunft anzustreben, hallt bis nach Affalterbach nach. Mit dem EQE 43 4matic und 53 4matic+ verlassen Elektroauto Nummer zwei und drei die Tuningschmiede – und das mit viel Understatement.

Die Zeiten, in denen man Sportwagen aus Affalterbach an ihren ausgestellten Kotflügeln, fetten Schürzen und brachialen Endrohren erkannte, neigen sich dem Ende zu. Ähnlich wie beim EQS setzt Mercedes bei der «Mittelklasselimousine» auf fliessende Linien. Diese werden von der sportlichen Tochtermarke übernommen und nur marginal angepasst. Abgesehen vom Panamericana-Kühlergrill, den optionalen 21-Zöllern mit Mischbereifung und der kleinen Spoilerlippe am Heckdeckel unterscheiden sich die beiden AMG-Modelle optisch kaum von den EQE-Topversionen ohne Sport-Kürzel.

Im Innenraum unseres Testwagens thront der optionalen MBUX-Hyperscreen. Die 1,41 Meter breite Bildschirmwand lässt einen das Rundherum beinahe vergessen. Schafft man es, sich aus dem Bann der drei Bildschirme zu befreien, warten wohlgeformte Sportsitze, viel Karbon-Dekor, die gewohnte Mercedes-Qualität und ein neues AMG-Lenkrad auf. Letzteres erhält serienmässig Display-Tasten, über welche sich von den Fahrmodi bis zur Soundkulisse des EQE allerlei bedienen lässt – oder eben nicht. Die ungewohnte Handhabe sowie die vielen Menus überfordern uns anfänglich mehr als ein neues Smartphone-Betriebssystem.

Der Frust über die tippelige Steuerung verfliegt aber spätestens bei einem Blick unter das Blechkleid: Hier überzeugt das komplett aus AMG-Hand gefertigte Fahrwerk mit seinen speziellen Lenkern und steiferen Stabilisatoren. Die Treibfedern für das verstärkte Fahrgestell sind wohl die Leistungsangaben: Der 53 4matic+ verfügt über 628 PS, das «kleinere» 43-er Modell über 476 PS. Bei den Batterien unterscheidet sich die Leistung nicht. Beide Modelle rollen mit 90,6 kWh Energiespeicher vom Band. Die Akkus wurden den höheren Fahrströmen angepasst und für die AMG-Performance neu abgestimmt. Während die Energieabgabe in den sportlichen Fahrmodi auf maximale Leistung getrimmt ist, sollen im Comfort-Mode laut WLTP Reichweiten von 534 Kilometer (beim 43-er) und 526 Kilometern (beim 53-er) erreicht werden.

Für unsere Testfahrt wählen wir die neue – extra geschärfte – Speerspitze aus der Modellreihe. Unser 53 4matic+ verfügt dank des Dynamic-Plus-Pakets kurzzeitig bis zu 687 PS und 1000 Nm. So beschleunigt die elektrische Limousine gleich schnell wie ein Ferrari 458 Italia vom Stand auf Tempo 100 – nämlich in 3,3 Sekunden. Damit der Sprintmeister auch in den Serpentinen nicht viel an Geschwindigkeit einbüssen muss, sorgt die Kombination aus Karbon-Keramikbremsen, tiefem Schwerpunkt, optimiertem Luftfahrwerk und Hinterachslenkung. Kurzum: Der Über-EQE macht die Test- zur reichweitefressenden Spassfahrt. Wer in den Bereich der WLTP-Reichweite fahren will, sollte einen Stromsparfuss mitbringen, die Rekuperationsstufe anpassen und sich im Comfort-Mode bewegen. Letzterer macht den schnellen EQE dank angepasster Federungshärte und weicherer Lenkung übrigens durchaus langstreckentauglich.

Fazit: Gegen die Performance – insbesondere die Beschleunigung – des EQE 53 4matic+ kommt wohl keine Verbrenner-Limousinen an. Dies verschmerzt den einstigen Schreckgedanken, dass die Zeit der grossen Hubräume aus Affalterbach wohl eines Tages enden wird. Der Spass mit den beiden Performance-Business-Limousinen hat aber seinen Preis: den 43 4matic gibts ab 121’300Franken, der 53 4matic+ kostet mit einem Basispreis von 127’400 etwas mehr.

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