Audi e-tron 55 quattro im Test

Wie groß die Skepsis gegenüber der E-Mobilität selbst unter Motor-Journalisten ist, wurde deutlich, als ich in der Kollegenschaft bei einem Pressetermin davon erzählt habe, mit dem Audi e-tron zu Ostern nach Grado zu fahren. Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, in manchem Gesicht konnte man ein „Jetzt spinnt er, der Schmudermaier“ -ablesen. Was mich freilich nicht abgehalten, sondern vielmehr bestärkt hat. Eine gewisse Spannung hatte die Fahrt aber trotzdem, schließlich konnte ich auf keinerlei Erfahrungswerte mit dem Elektro-Audi zurück greifen, war es doch meine erste Ausfahrt.

Zwei Stopps reichen

Der Ingolstädter Stromer wurde am Vorabend an die Wallbox angeschlossen, um mit vollen Akkus zu starten. Die Routenplanung stand bereits seit Tagen fest, Ziel war es natürlich, mit möglichst wenigen und zudem kurzen Ladestopps nach Grado zu kommen. Zwei Stopps (siehe Kasten auf der rechten Seite) sollten dafür -reichen, theoretisch. Der erste bei der Raststation Kaiserwald südlich von Graz, wo vier Ionity-Lader mit jeweils satten 350 kW stehen (der Audi nimmt 150 kW auf). Der zweite Stopp war für Villach vorgesehen, wo unweit der Autobahn ein 50-kW-Schnelllader von Smatrics platziert ist. Danach sollte es kein Problem sein, Grado zu erreichen. Um den Ladezustand immer im Blick zu haben, wurde die Audi-Smartphone-App installiert, die eine Reichweite von rund 350 Kilometern prognostizierte. Bei einer Etappenlänge von lediglich 226 Kilometern also ein Klacks. Wenige -Kilometer nach dem Start zeigt der e-tron aber nur noch eine Reichweite von 260 Kilo-metern, was uns dann -zumindest kurzfristig die Schweißperlen
auf die Stirn trieb, lagen doch mit Wechsel und Pack auch noch zwei lange Steigungsstücke auf dem Weg. Offenbar hat der Bordcomputer die Reichweite aufgrund der Fahrweise jener Kollegen berechnet, die den Audi vor uns in den Fingern hatten und nicht ganz so sparsam damit unterwegs waren. Es sollte sich bald herausstellen, dass unser, bei Tempo 130 und mit aktivierter Klimaanlage gefahrener Schnitt deutlich darunter liegt.

Über 300 Kilometer Realreichweite

Knapp 26 kWh zogen die beiden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse aus dem 95 kWh großen Akku, von dem in der Praxis knapp 84 kWh auch nutzbar sind. Nach WLTP liegt die Reichweite bei 417 Kinometern, freilich im Mixbetrieb aus Stadt, Überland und Autobahn und nicht – wie bei uns – im überwiegenden Autobahnbetrieb. Hier lag unser Durchschnittsverbrauch über die gefahrenen 1.370 Kilometer bei 26,3 kWh, umgelegt auf die nutzbaren 84 kWh wäre das eine Reichweite von 318 Kilometern. Das Auto war dabei voll beladen, aufgrund der frühlingshaften Temperaturen war aber weder Heizen noch viel Klimatisieren notwendig. Der energiesparende efficiency-Modus war folglich ausreichend. Um einen vergleichbaren Wert zu bekommen, sind wir den e-tron auch auf unserer 50 Kilometer langen Runde gefahren, die wir mit allen E-Autos absolvieren. Bei akkufreundlichen 19 Grad kamen wir auf einen Schnitt von 22,5 kWh und eine hochgerechnete Reichweite von 350 Kilometern. Zum Vergleich: Das Tesla Model X mit geringfügig größerer Batterie kam in unserem Test auf einen Verbrauch von 25,6 kWh und eine Reichweite von 350 Kinometern, der Jaguar I-Pace auf 26,5 kWh und eine Reichweite von rund 320 Kinometern, allerdings bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Viel Power, viel Platz

Über alle Zweifel erhaben sind die Fahrleistungen aller E-Autos in diesem Segment. Das gilt auch für den Audi e-tron, der nach nur 5,7 Sekunden (im Boost-Modus) 100 km/h erreicht, was freilich den Stromverbrauch deutlich ansteigen lässt. Was das Fahrgefühl anbelangt, so setzt der Ingolstädter ab sofort den Maßstab. Im Innenraum ist es mucksmäuschenstill, selbst Abroll- und Windgeräusche werden gut gefiltert. Der adaptive Tempomat funktioniert sehr gut, einziges Manko ist, dass man die Radarfunktion nicht abschalten kann, was etwa auf der Autobahn angenehm wäre. Wirklich fein: Selbst bei nicht aktivem Tempomaten bremst sich der e-tron sanft ein, wenn man auf ein anderes Fahrzeug aufläuft, zudem beginnt die automatische Rekuperation dank hinterlegter Geo-Daten bereits beim Zufahren auf eine Kreuzung oder einen Kreisverkehr. Das Platzangebot ist sehr gut, vier Erwachsene können sehr komfortabel reisen, einzig hinten mittig sitzt man nicht ganz so gut. Der Kofferraum bringt es auf 660 bis 1.725 Liter, 60 davon entfallen dabei auf das Fach im Motorraum, das dem Verstauen der Ladekabel dient. Das Cockpit kennt man in den Grundzügen aus anderen Audi-Modellen, die gleich drei Displays sind cool, aber schmutzempfindlich.

Fazit: Langstreckentauglich

Das Resümee der Italien-Reise fällt jedenfalls positiv aus, unter Berücksichtigung zweier ohnedies empfehlenswerten
(Mittags-)pausen waren wir auf den 550 Kilometern kaum länger unterwegs als mit einem herkömmlichen Fahrzeug, dafür wesentlich entspannter. Der Preis von 82.000 Euro ist zwar hoch – erst recht, da hier noch Spielraum nach oben ist – wer sich für Q7, Touareg & Co interessiert, sollte sich aber auch den e-tron näher ansehen.

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