«Wieso E-Autos keinen Blackout herbeiführen»

NEWS / 09.09.2022

«Wieso E-Autos keinen Blackout herbeiführen»

Die Energie wird knapp und man sucht die eine Lösung und oder einen Sündenbock für die Energieknappheit. Beliebtes Ziel E-Autos. Christoph Erni, CEO von Juice Technology, erklärt in einem Kommentar, wieso seiner Meinung nach E-Autos jetzt und auch in Zukunft keinen Blackout verursachen werden.

Die Energieversorgungssituation ist angespannt und in ganz Europa werden Engpässe erwartet. Das Bundesamt für Energie (BFE) veröffentlicht eine Einsparungskampagne mit nützlichen Tipps, fokussiert sich hierbei jedoch auf Haushaltsgeräte, Warmwasserverbrauch und Heizung. Interessanterweise nicht auf die Verwendung von E-Autos. Und doch kommt man an den plakativen Headlines aktuell nicht vorbei: «E-Autos führen zu Blackout», «Den E-Autos wird der Strom abgedreht», «Keine Zukunft für E-Mobilität».

Es scheint, als haben die E-Mobilitätsgegner wieder etwas gefunden, um innerhalb der Gesellschaft Panik zu schüren und noch schlimmer, viele Multiplikatoren tragen diese Botschaften unreflektiert weiter. Elektromobilitätsverbote oder gar die Abschaltung von Ladeinfrastruktur sind weder richtig noch zielführend. Hier kommen drei überraschende, aber essenzielle Fakten, die in der Diskussion nicht mitberücksichtigt werden – absichtlich oder aus Unwissenheit, das ist nicht ganz klar.

Erstens braucht die E-Mobilität gar nicht mehr Strom. Für die Herstellung eines einzigen Liters Benzin verbraucht die lokale Raffinerie rund 1,5 kWh Elektrizität (für Diesel sogar rund 2,5 kWh). Wenn Stammtischlers SUV also 10 Liter verbraucht, dann gehen allein 15 kWh Strom für die Raffinierung drauf. Aber damit fährt ein E-Auto – je nach Modell – schon 100 Kilometer. Mit anderen Worten: Gleicher Stromverbrauch, aber den Umweg übers Öl kann man sich getrost sparen.

Zweitens: Vorstehend nicht eingerechnet ist der Transport von der Quelle zum Auto – also Ölförderung, Schiffs-, Bahn- und Strassen-Tankertransport, Beleuchtung und Pumpe an der Tankstelle und so weiter. Nicht alles passiert im Land des Verbrauchers, nicht alles ist elektrisch angetrieben. Aber man versteht: Es wird noch viel mehr Energie verschleudert, als man auf den ersten Blick erkennt.

Und drittens wird, wenn künftig alle Autos, Lastwagen und Busse weltweit einmal elektrisch fahren, der gesamte Stromverbrauch all dieser Fahrzeuge nur gerade einmal 9 Prozent am Weltstromverbrauch ausmachen. Das kommt einerseits davon, weil E-Fahrzeuge einfach sagenhaft effizient sind – und anderseits, weil Industrie und Zivilisation einfach schon unheimlich viel elektrische Energie nutzen.

Wirft man einen Blick auf die Gesamtenergiestatistik des BFE verbrauchten im Jahr 2021 die 70 000 E-Autos auf Schweizer Strassen 222 GWh (800 TJ), das macht gerade einmal 0,4 Prozent des jährlichen Schweizer Stromverbrauchs aus. Christophe Schreyer, Leiter der Abteilung Energieeffizienz im Verkehr im BFE machte im Gespräch mit der Automobil Revue den Vergleich: «Die Beleuchtung macht mehr als zwölf Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus und die Warmwasseraufbereitung über fünf Prozent.»

Die E-Mobilität wird jetzt und auch in Zukunft nicht schuld an der Stromknappheit sein. Und weil Elektrofahrzeuge auch zu fast beliebigen Zeitpunkten laden können, wird sich immer ein Zeitfenster mit Überkapazität im Netz finden, in dem der E-Flitzer zu seinem «Saft» kommt.
 

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Anmerkung der Redaktion: Die Meinung des Autors entspricht nicht per se derjenigen der Redaktion.

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